Stern: Widerstand der Frauen wächst – OBRA zeigt Auswirkung der Kürzungen

Mit einer eindrucksvollen Performance und erschütternden Bildern zeigte der Verein OBRA am Samstag, den 18. August, am Ballhausplatz, was häusliche Gewalt abseits von Statistiken und Paragraphen bedeutet. „Tanzender Protest macht sichtbar, Bilder sind stärker als Worte und Kunst berührt unmittelbar und kann zivilgesellschaftliche Aktivität generieren. Vielleicht ist das der Grund, warum dem Verein die finanzielle Grundlage entzogen wurde. Denn das alles macht sich nicht gut bei einer Regierung der geglätteten Marketingsprüche“, kritisiert die Frauensprecherin der Liste Pilz, Maria Stern. „OBRA wurde nicht nur jede Subvention gestrichen, Juliane Bogner-Strauß fand auch noch verhöhnende Worte, als sie meinte, dass Gelder in Zukunft leistungsbezogen vergeben werden und ‚tanzender Protest‘ da nicht dazugehöre.“

Das empört viele Frauen, vor allem jene, die sich mit der Materie der genderbasierten Gewalt beschäftigen. „Neben einer modernen Gesetzeslage und der Arbeit der NGOs ist die Sichtbarmachung notwendig, um besonders schmerzhafte und schambesetzte Themen aus der Tabuzone zu holen und gesellschaftlich breit zu diskutieren“, sagt Stern. Dies geschah bereits in der zweiten Frauenbewegung, mit der Folge, dass erste Frauenhäuser gebaut wurden. Auch in der dritten Frauenbewegung, unter anderem mit der weltweiten Kampagne „One Billion Rising“, die 2012 von der New Yorker Künstlerin und Frauenrechtsaktivistin Eve Ensler initiiert wurde, rückten Tabuthemen ins Rampenlicht. Seither gehen auf allen Kontinenten am Valentinstag Menschen tanzend und singend auf die Straßen, um darauf aufmerksam zu machen, dass rund eine Milliarde Frauen (jede Dritte) derzeit von genderbasierter Gewalt betroffen sind. „Es ist also definitiv kein unangenehmes Randproblem, das hinter verschlossenen Türen einer ‚Taskforce‘ diskutiert gehört, es ist eine globale und historische Epidemie, die grassiert, während Frauenvereinen die Existenz entzogen wird“, gibt die Frauensprecherin zu bedenken.

Der Verein One Billion Rising Austria leistet seit Jahren mit bescheidenen Mitteln Präventionsarbeit indem er auf zahlreichen Workshops und Vorträgen aufklärt und mit künstlerischen Auftritten im öffentlichen Raum sensibilisiert. „Es ist unverständlich, dass auch das BKA für Kunst und Kultur die Unterstützung in diesem Jahr ablehnte. Die Begründung, dass die Initiative zu wenig künstlerisch sei, verwundert angesichts der Tatsache, dass die ausgebildete Tänzerin und Obfrau des Vereins und Frauenringpreisträgerin Aiko Kazuko Kurosaki mit dem Tanzquartier Wien, dem Theaterhaus Dschungel und dem Kosmos Theater kooperiert“, ärgert sich Stern, die die Initiative seit Jahren unterstützt. „Doch die Frauen geben nicht auf. Insbesondere nicht in Zeiten, in denen die Anzahl der Frauenmorde steigt.“