Stern: Bildungsstand darf nicht an Kontostand gekoppelt sein

Die Volkshilfe präsentierte zum Schulanfang eine Kinderkostenanalyse, die bereits von vielen Regierungen folgenlos versprochen wurde. Die letzte stammt aus dem Jahr 1964. Seither haben sich die Lebensumstände und die damit einhergehenden Kosten maßgeblich verändert. „Schon als Obfrau vom Verein Forum Kindesunterhalt machte ich auf die Referenzbudgets aufmerksam, die von der Schuldnerberatung jährlich erstellt werden und auf die sich auch der Direktor der Volkshilfe, Erich Fenninger, bezieht. Speziell zum Schulanfang ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass Schule nicht gratis und für viele Familien, speziell für Ein-Eltern-Haushalte, keineswegs erschwinglich ist“, kritisiert die Parteiobfrau der Liste Pilz, Maria Stern. Eine Erhebung der Arbeiterkammer (2015/16) ergab, dass Gymnasien in Wien bis zu 1.300 EUR jährlich kosten, eine Neue Mittelschule hingegen 916 EUR. „Der Bildungsstand der Jugend ist also maßgeblich am Kontostand der Eltern ablesbar“, meint Stern.

Kinderkostenanalyse der Volkshilfe als wichtiger Baustein gegen Kinderarmut

 

Die von der Volkshilfe errechneten monatlichen Kosten von 625 EUR pro Kind sind ein nachvollziehbarer Betrag. So fordert der deutsche Verband alleinerziehender Mütter und Väter (VAMV) seit mehr als zehn Jahren eine Kindergrundsicherung von 500 EUR. „Wenn Kanzler und Vizekanzler ihr Wahlversprechen nicht gebrochen und die Sicherung des Unterhaltes eingeführt hätten, hätten wir zum heurigen Schulbeginn bereits zehntausende Kinder aus der Armut befreit. Stattdessen begünstigen ihre Reformen die aufgehende Schere zwischen Arm und Reich, was in höchstem Maße unverantwortlich ist und langfristige Folgen haben wird“, analysiert Stern.

Mit der Einführung der Unterhaltssicherung wäre ein großer Schritt getan, um Kinder aus Ein-Eltern-Haushalten, welche mehr als doppelt so oft von Armut betroffen sind, zu entlasten. „Dieser Missstand ist ein Desaster und eines reichen Landes wie Österreich nicht würdig. Wir haben nun die Zahlen, es gibt also für die Regierung keine Ausreden mehr“, schlussfolgert Maria Stern.