Liste Pilz begrüßt Gütesiegel für Betreuungs-Agenturen

Wer im Alter pflegebedürftig wird hat im Grunde zwei Möglichkeiten: In ein Pflegeheim gehen oder in den eigenen vier Wänden die Pflege und – falls nötig – 24-Stunden-Betreuung organisieren. Der Markt für die 24-Stunden-Betreuung durch Frauen aus Osteuropa ist groß, intransparent und im Hintergrund von offiziellen und inoffiziellen Agenturen in Österreich und den Herkunftsländern heftig umkämpft.

“Ich stimme mit Sozialministerin Beate Hartinger-Klein überein, dass es für die 24-Stunden-Betreuungs-Agenturen ein Gütesiegel geben sollte”, sagt Peter Kolba, als Gesundheitssprecher der Liste Pilz auch für das Thema Pflege und Betreuung zuständig. “Für eine sinnvolle umfassende Reform gehören aber zuerst einmal die Fakten auf den Tisch und dann können Verbesserungen erarbeitet werden.”

Die Probleme sind:

  • Intransparenter Markt (Vermittlungen von Hörensagen)
  • Intransparente Rechtslage aus der Sicht der Pfleglinge
  • Viele Agenturen – offiziell oder “inoffiziell” – die einander zum Teil heftig bekämpfen
  • Qualitätsmängel, weil Frauen aus Osteuropa als Art Haushaltshilfe rekrutiert werden und dann mit dem Umgang mit schwer pflegebedürftigen Patienten überfordert sind
  • Betreuerinnen müssen als Selbstständige auftreten, obwohl in der Regel ein Arbeitsverhältnis vorliegen würde (doch bei Rechtskonformität würde die Betreuung teurer und unleistbarer)

„Gerade in Kärnten und der Steiermark habe ich von Betreuerinnen aus Serbien gehört, die für lächerliche 20 Euro am Tag Betreuungsleistungen anbieten,“ weiß Kolba. „Auf derart brutale Ausbeutung wird man kein langfristiges Betreuungs- und Pflegekonzept aufbauen können.“

24-Stunden-Betreuung braucht Reform, Transparenz und finanzielle Förderung

Die Liste Pilz schlägt zur Reform der 24-Stunden-Betreuung weitergehend vor:

  • Einrichtung einer Bundespflegeombudsstelle, die transparent über den Markt informiert, Beschwerden entgegennimmt und ihnen nachgeht und die (unangekündigte) Kontrollen macht.
  • Hinterlegungspflicht für die Vertragsformblätter beim VKI (gibt es auch bei Maklern).
  • Am patientenfreundlichsten wäre es, wenn die Betreuerinnen bei den Agenturen angestellt wären und die Patienten nur mit der Agentur einen Vertrag schließen müssten. Alle andere Abwicklung sollte die Agentur übernehmen. Das wäre teurer und daher müsste der Staat großzügiger fördern.
  • Pflegegeld muss erhöht und an die Inflation angepasst werden.

“Wir müssen uns entscheiden, was mehr Sicherheit gibt: Milliarden für Abfangjäger zum Identifizieren von Eindringlingen (rund 15 Fälle pro Jahr) oder Verwendung dieses Geldes um eine verlässliche und leistbare Pflege und Betreuung im Alter zu organisieren,” bringt es Kolba auf den Punkt. “Wir meinen, dass sich Senioren es mehr als verdient haben, im Alter die Sicherheit einer funktionierenden und leistbaren Pflege und Betreuung sichergestellt zu wissen.”