Stern zu Kriminalstatistik: Kürzungen im Gewaltschutzbereich verantwortungslos
Wie im heutigen Morgenjournal berichtet wurde, gibt es erneut einen Rückgang der Kriminalität in Österreich. Die Anzahl der Anzeigen ist generell rückläufig. Lediglich bei Internetdelikten und Anzeigen nach Vergewaltigungen (von 261 auf 374) im letzten Halbjahr ist eine Steigerung erkennbar.
„Es ist eine Tatsache, dass Frauen Opfer von sexualisierter Gewalt sind. Wir wissen aber, dass sie Übergriffe selten zur Anzeige bringen, da dies in den meisten Fällen wenig Konsequenzen zeigt. Trotzdem ist es ein wichtiger Schritt der Selbstermächtigung. Die Möglichkeiten einer zeitnahen Unterstützung durch Gewaltschutzzentren und Frauenhäuser senkt die Hemmschwelle zur Polizei zu gehen. Ein Ausbau der Hilfseinrichtungen ist also unabdingbar im Kampf gegen sexualisierte Gewalt und ihre oft lebenslangen Folgen“, meint Maria Stern, Frauensprecherin der Liste Pilz.
Kreissl: Österreich verliert internationale Vorbildwirkung im Gewaltschutz
Dr. Reinhard Kreissl, CEO des VICESSE, ergänzt: „Der steigende Anteil von Frauen mit Migrationshintergrund, die eine Vergewaltigung zur Anzeige bringen, ist als ein positives Zeichen der Integration zu interpretieren, da dies auf ein zunehmendes Vertrauen in die Funktionsweise des hiesigen Rechtssystems hinweist.“
Die Erfahrung zeigt, dass hohe Strafen für die Täter das Problem nicht lösen, da diese keine abschreckende Wirkung haben. Sinnvoller wäre, Frauen weiterhin zu ermutigen, sich an Anlaufstellen wie Polizei, Gewaltschutzzentren oder Frauenhäuser zu wenden. Hier sind Kampagnen ebenso wichtig wie die gute Kooperation zwischen den Anlaufstellen. „Dass die Regierung aber genau hier bewährte Bündnisse stoppte, indem sie erfolgreiche Projekte wie SIAK oder MARAC fallen ließ, ist empörend,“ so Stern: „Speziell der Anstieg von Frauenmorden im letzten Halbjahr zeigt alarmierend, dass es derzeit in die falsche Richtung geht.“
„Österreich verliert gerade seine internationale Vorbildwirkung im Gewaltschutz,“ warnt der Kriminologe Reinhard Kreissl.