Holzinger/Liste Pilz zu Jobgipfel: „Vermisse Initiativen der Arbeitgeber bei Fachkräftequalifizierung!“

Trotz Hochkonjunktur sind in Österreich noch immer rd. 350.000 Menschen ohne Job. Gleichzeitig aber klagt die Wirtschaft zunehmend über einen wachsenden Fachkräftemangel. Eine kuriose Situation, wie Daniela Holzinger, Arbeits- und Sozialsprecherin der Liste Pilz findet: „Entsprechend der Argumente von Seiten der Wirtschaft muss man davon ausgehen, dass sie diese 350.000 Menschen abgeschrieben haben. Sie passen nicht mehr in das Bild des billigen Hochleistungs-Facharbeiters, sind zu alt, haben eine unzureichende Ausbildung oder verfügen über zu wenig Erfahrung. Anstatt aber in diese Menschen, etwa durch betriebliche Ausbildung, zu investieren wird lautstark gejammert.“

Die Forderungen der Wirtschaftskammer und der Industriellenvereinigung, auch im Rahmen des heutigen Job-Gipfels der Bundesregierung vorgebracht, passen dabei für Holzinger genau in dieses Bild: „Es werden öffentliche Ausbildungsoffensiven gefordert, damit die Gemeinschaft der SteuerzahlerInnen den Betrieben die Fachkräfte vor die Türe stellt, um entsprechende Gewinne zu generieren. In dem Moment aber, wenn es darum geht, sich an den Kosten der Arbeitslosigkeit zu beteiligen oder in Qualifizierung zu investieren, wird nach billigen ausländischen Arbeitskräften geschrien – Asylwerber oder Drittstaatsangehörige.“

Sich zurückzulehnen und darauf zu warten, top ausgebildete Fachkräfte vor die Türe gestellt zu bekommen, das reicht nicht

Zwar sei die Erhaltung und weitere Förderung eines hochwertigen, öffentlichen Bildungssystems – vom Kindergarten bis zur Universität – ein erklärtes Ziel der Abgeordneten, immer aber im Dienste der Menschen und nicht in erster Linie im Dienste der Wirtschaft, wie Holzinger klar macht: „Ich will Menschen durch Bildung jene Werkzeuge in die Hand geben, die sie brauchen, um ihr Leben zu meistern. Was die Wirtschaft aber fordert, das sind Menschen als Werkzeuge, die sie nach Belieben in den Gewinnsteigerungsprozess einspannen können oder sich ihrer eben entledigen. Die Kosten der dafür nötigen spezifischen Fachausbildungen werden dabei zunehmend der Allgemeinheit umgehängt, ebenso wie jene der Arbeitslosigkeit. Das kann sich auf Dauer nicht ausgehen, v.a. dann nicht, wenn sich die Wirtschaft durch immer neue Steuerzuckerl aus der solidarischen Finanzierung des Gemeinwesens zurückzieht. Stichwort: Senkung der Körperschaftssteuer.“

Klar sei daher, dass insbesondere die Wirtschaft dazu ermutigt werden müsse, in die FacharbeiterInnenausbildung verstärkt zu investieren: „Ein vielversprechender Hebel auf diesem Wege könnte sein, existierende Fördergelder verstärkt in Richtung aus- und fortbildender Unternehmen umzulenken“, so Holzinger abschließend.