Frauen*streik in der Schweiz

Unsere Nachbar*innen streiken

Diesen Freitag, am 14. Juni 2019 streiken Frauen in der Schweiz branchenübergreifend, um gegen ökonomische und soziale Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern aufzustehen und um gegen Sexismus und Gewalt zu protestieren. Unterstützt werden sie dabei vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund und den Mediengewerkschaften.

Frauen* werden ausgegrenzt

Frauen* haben auch in der Schweiz immer noch weniger Geld, weniger Zeit und weniger Anerkennung für die Arbeit, die sie leisten. Diese Situation verschlimmert sich, denn die Politik spart auf Kosten der Frauen* – etwa bei den öffentlichen Ausgaben für Kinderbetreuungs- und Pflegeangebote. Dies muss sich ändern: um sich Gehör zu verschaffen, haben Frauen* schweizweit zum Streik aufgerufen.

Freitag ist Frauenstreiktag

Am Frauenstreiktag werden um 11 Uhr und um 15.30 Uhr in der ganzen Schweiz sichtbare Zeichen für mehr Gleichstellung gesetzt, sowohl bei der Arbeit als auch in der Öffentlichkeit. Abends gibt es Demonstrationen und Feste in vielen Städten der Deutschschweiz.

Was Frauen* fordern

Was bereits vor Jahrzehnten zu Streiks und Demonstrationen führte ist leider immer noch anlassgebend für diese nationale Großaktion: Frauen erledigen immer noch zwei Drittel der unbezahlten Arbeit wie Haushalt, Betreuung und Erziehung der Kinder und reduzieren daher die Erwerbsarbeit. Teilzeitarbeit heißt häufig unfreiwillige Flexibilität, prekäre Arbeitsbedingungen, niedrige Löhne, schlechtere Laufbahnchancen und reduzierte Ansprüche bei den Sozialversicherungen und Renten.

Unterstützung durch den Gewerkschaftsbund

Der Schweizer Gewerkschaftsbund unterstützt Frauen schweizweit beim Streiken und macht seine Forderungen ebenso öffentlich: Flächendeckende Mindestlöhne werden gefordert genauso wie Investitionen in Kinderkrippen, Tagesschulen und Betreuungsangebote für erwachsene Pflegebedürftige. Weiters werden Lohnanalysen mit Kontrollen und Sanktionen um die Lohndiskriminierung auszumerzen und nicht zuletzt Respekt statt Sexismus am Arbeitsplatz gefordert.

Die Forderungen der Frauen beziehen sie sich auf Löhne, Arbeitszeit, Gesamtarbeitsverträge und auf Gewerkschaftsrechte. Auf einer der vielen Webseiten zum Frauen*streik www.14juni.ch ist weiters zu lesen:

„Aber wir erheben Anspruch auf mehr als das. Wir fordern das Ende sexueller Belästigung, das Ende jeglicher Behinderung, frei über unsere Fortpflanzung zu entscheiden und Respekt. Für Lohnarbeit und unbezahlte Arbeit.“

Journalist*innen rufen zum Streik auf

Unter „Medienfrauenstreik“ machen Journalist*innen auf Instagram, Facebook und Twitter auf den Frauenstreik vom 14. Juni aufmerksam. Auch in der Medienbranche werden Frauen systematisch diskriminiert. Im gemeinsamen Forderungskatalog fordern Medienfrauen unter anderem den Ausgleich publizistischer Macht, Lohngleichheit, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Schutz vor Belästigung und Abwertung im Arbeitsumfeld und keinen Sexismus in der Berichterstattung.

Ein historischer Tag mit historischen Wurzeln

Zehn Jahre nachdem die Gleichstellung in der Bundesverfassung verankert wurde, gingen am 14. Juni 1991 hunderttausende Frauen in der ganzen Schweiz auf die Straßen. Der Auslöser waren Proteste von Uhrenarbeiterinnen gegen die ungleichen Löhne in ihrer Branche. Unter dem Motto „Wenn Frau will, steht alles still“ protestierten Frauen gegen die trotz Verfassungsartikel anhaltende Ungleichheiten in allen Bereichen der Gesellschaft. In der ganzen Schweiz kam es zu Arbeitsniederlegungen und Aktionen. Seither hat die Frauen*bewegung in der Schweiz viel erreicht, von Gleichstellung sind Frauen* in vielen Bereichen des politischen, wirtschaftlichen und privaten Lebens aber immer noch weit entfernt.

Solidarische Frauen* und Männer aus Österreich sind mit Sicherheit auch willkommen:

„Der Frauenstreik soll zum Erfolg werden und dazu braucht es auch Dich! Darum: Mitmachen beim Frauenstreik! Je zahlreicher, desto stärker und lauter werden wir sein. Zusammen holen wir uns, was uns zusteht: zu Hause, am Arbeitsplatz und im öffentlichen Raum. Überall in unserer Gesellschaft werden Frauen* unterdrückt. Darum soll dieser Streik auch überall sein. Das heisst, es soll jegliche Arbeit bestreikt werden – bezahlt oder unbezahlt. Lasst uns am 14. Juni Lärm machen und die Arbeit niederlegen. Lasst uns unsere Wut laut, kreativ und kraftvoll zum Ausdruck bringen. Auf zum Frauen*streik 2019!“