FGM auch in Österreich ernst nehmen
Heute begehen wir zum fünfzehnten Mal den internationalen Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung (FGM, Female Genital Mutilation). Diese rituelle Praxis reicht vom Entfernen der Klitorisvorhaut bis zur vollständigen Entfernung der Klitoris, den kleinen Schamlippen und dem beinahe vollständigen Zusammennähen der großen Schamlippen unter Belassen einer kleinen Öffnung für Urin und Menstruationsblut.
„Lebenslange gesundheitliche Risiken, der vollkommene Verlust der sexuellen Genussfähigkeit und nicht zuletzt das Verbluten vieler Mädchen nach dem Eingriff, sind die Folgen dieser schweren Menschenrechtsverletzung, die zurecht als Verbrechen bezeichnet wird. Laut WHO sind weltweit 200 Millionen Frauen und Mädchen von FGM betroffen. Hier ist definitiv noch viel Handlungsbedarf“, meint die Frauensprecherin der Liste Pilz, Maria Stern.
FGM als Asylgrund anerkennen und Hilfsorganisationen finanziell absichern
Dass die berühmteste Kämpferin gegen diese Praktiken, Waries Dirie, beim diesjährigen Opernball in der Loge von Sebastian Kurz sitzen wird, gibt Anlass zur Auseinandersetzung mit diesem Thema in Österreich.
Sie schrieb in ihrem Buch „Schmerzenskinder“ (2005) darüber, dass diese Praktiken auch in Europa bzw. Österreich durchgeführt werden.
„Dass Frauen der Community darüber schweigen, ist nicht weiter verwunderlich, da diese Praktiken strafbar sind. Ich war vor Jahren jedoch Zeugin eines Gesprächs, wonach sich durchaus Ärzte finden, die bereit sind, Mütter nach einer Geburt den rituellen Praktiken entsprechend zuzunähen. Dem muss nachgegangen werden“, fordert Stern.
Warie Dirie formulierte in „Schmerzenskinder“ Forderungen, auf die ich die Regierung nachdrücklich hinweisen möchte:
- FGM muss als Asylgrund anerkannt werden
- Allen FGM Hilfsorganisationen muss genug Geld zur Verfügung stehen, damit sie wirksam arbeiten können.
- Alle im Gesundheitssystem Arbeitenden sollen über FGM informiert sein und wissen, wie sie mit den Opfern umgehen sollen und ihnen helfen können
Weiters fordert Waries Dirie alle Religionsgemeinschaften auf, sich offiziell gegen die Genitalverstümmelung auszusprechen.
„Da LehrerInnen Bezugspersonen im Kampf gegen FGM sein können, fordere ich zusätzlich, dass diese flächendeckend und ausreichend geschult werden, um im Verdachtsfall handeln zu können“, sagt die Frauensprecherin der Liste Pilz.