Ein Viertel aller Kinder armutsgefährdet – wann reagiert die Regierung endlich?
Die heutige Veröffentlichung der aktuellen Daten aus der EU-SILC-Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen in Europa für 2017 zeichnen ein düsteres Bild. Demnach sind insgesamt fast ein Viertel aller Kinder bis 15 Jahre in Österreich armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Zwar ist eine leichte Verbesserung im Vergleich zur Situation in 2008 zu erkennen, dennoch sind die Zahlen dramatisch.
„Wir leben in einem Land, in dem jedes vierte Kind von Mangel und materieller Benachteiligung betroffen ist. Wo über 320.000 Kinder in ihrer Entwicklung und Entfaltung gefährdet sind, mit dramatischen Auswirkungen auf ihr gesamtes späteres Leben. Und trotz dieser beschämenden Tatsachen, lehnt die Regierung es ab, nun einen konkreten Maßnahmenplan vorzulegen“, kritisiert der Kinderrechte-Sprecher der Liste Pilz, Sebastian Bohrn Mena.
Die Familiensprecherin der Liste Pilz, Daniela Holzinger, hatte bei der letzten Plenarsitzung einen Entschließungsantrag eingebracht, in welchem die Regierung aufgefordert wird, einen Nationalen Aktionsplan zur Bekämpfung von Kinderarmut zu erarbeiten sowie sofort konkrete unmittelbare Maßnahmen zur Linderung des Leids von Betroffenen zu setzen. Trotz Unterstützung von SPÖ und Neos lehnte die ÖVP/FPÖ-Regierung ihn ab.
„Es macht mich mehr als betroffen, dass rund ein Drittel aller Kinder in Mehrpersonenhaushalten von Armut und Ausgrenzung gefährdet sind. Überhaupt ist für mich die Tatsache unerträglich, dass es fast 60 Prozent aller Kinder von AlleinerzieherInnen trifft. Wann wird diese Regierung endlich aktiv werden und ihre Blockadehaltung aufgeben?“, fragt Holzinger.
Besonders stark trifft es auch Kinder von Eltern mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft. Sie sind überdurchschnittlich oft, nämlich zu 45 Prozent, von Armut und sozialer Ausgrenzung gefährdet. Die materielle Beeinträchtigung und die daraus resultierende Beschränkung an gesellschaftlicher Teilhabe, stellt auch einen Risikofaktor bei Integration dar und kann Radikalisierungstendenzen verschärfen.
„Die von der Regierung geplanten Maßnahmen wie Deckelung der Mindestsicherung, Streichung von Sozialleistungen als Sanktionsmechanismus oder die Kürzung von Fördergeldern bei der Integration, treffen just jene am stärksten, die am meisten unsere Unterstützung benötigen würden. Es ist völlig unerheblich woher ein Kind kommt, wenn es in Österreich lebt, müssen wir uns verantwortlich fühlen, es schützen und unterstützen wo wir können“, sagen Bohrn Mena und Holzinger.
Die Liste Pilz wird ihren Kampf gegen Kinderarmut nicht aufgeben und weitere konkrete Schritte setzen, um auf politischer und parlamentarischer Ebene den Druck auf die Regierung zu erhöhen, damit endlich entsprechende Maßnahmen gesetzt werden.