Rossmann: Nachhaltige Wirtschaftspolitik nutzt Humankapital mit Bedacht

Bruno Rossmann, Klubobmann und Wirtschaftssprecher der Liste Pilz, kritisiert die mangelnde Nachhaltigkeit der Regierungsinitiative: „Der Vorstoß ist kurzsichtig zum Quadrat. Wir wissen, dass die Produktivität mit der Dauer der Arbeitszeit fällt. Wir wissen außerdem, dass die Belastung und das Unfallrisiko mit der Dauer der Arbeitszeit steigen. Längere Arbeitszeiten bedeuten zugleich kürzere Ruhe- und Erholungsphasen. Das heißt, die Gesundheit leidet doppelt, und schlechtere Gesundheit senkt die Produktivität.“

Liste Pilz fordert 35-Stunden-Woche

 

Für Rossmann lautet die Losung daher: „35 statt 60 Stunden. Ein vernünftiger Vorschlag zur Flexibilisierung hätte mit einer Arbeitszeitverkürzung begonnen.“ Der ÖVP/FPÖ-Antrag hingegen zeuge von einseitigem Lobbyismus statt sozialer und wirtschaftlicher Kompetenz: „Auf volkswirtschaftlicher Ebene lässt sich die Sache eben nicht nur auf kurzfristige Umsatzspitzen und Marktanteile reduzieren. Eine entwickelte Volkswirtschaft kann es sich schlicht nicht leisten, ihre Arbeitskräfte systematisch auszubrennen. Auf den Mangel an Fachpersonal mit dessen intensiverer Nutzung zu reagieren, verschiebt das Problem in die Zukunft und verstärkt es aufgrund drohender Überlastungen und Krankheitsausfälle. Da haben sich etwaige Einsparungen im Sozial- und Gesundheitswesen rasch wieder erübrigt.“ Für Rossmann gilt daher: „Wer sich schon nicht um die Menschen sorgt, sollte zumindest die langfristigen Folgen für Wirtschaft und öffentlichen Haushalt bedenken.“

In der vermeintlichen Freiwilligkeit sieht Rossmann keine Entspannung der Situation: „Es ist schlichtweg feig, die soziale Verantwortung gänzlich auf Beschäftigte und Unternehmen abzuwälzen, welche beiderseits unter Wettbewerbsdruck stehen und daher niemals gänzlich frei entscheiden können. Bei meritorischen Gütern wie Bildung und Gesundheit muss der Staat den notwendigen Paternalismus wagen. Zugunsten einer nachhaltigen Nutzung der menschlichen Arbeitskraft gilt es, Unternehmen und Beschäftigten entsprechende Anreize zu setzen. Diese Regierung ziert sich ja sonst auch nicht vor Anreizpolitik.“ Die Ignoranz wirtschaftswissenschaftlicher Erkenntnisse dürfte laut Rossmann unter der aktuellen Regierung jedoch System haben: „Neben Investitionen in Bildung und Gesundheit leistet auch der Arbeitnehmerschutz einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der in Österreich vergleichsweise hohen Arbeitsproduktivität. Genau in diesen Bereichen setzt die Regierung, Kurz-sichtig wie sie ist, den Sparstift an.“