Cannabis in der Medizin – rasche Liberalisierung oder Verschleppung?
Schmerzpatienten erwarten sich rasche Lösung
Die Liste Pilz hat in einem Entschließungsantrag im Nationalrat die rasche Liberalisierung von Cannabis in der Medizin gefordert. Alle Parteien sehen die Notwendigkeit zum Teil ein, es wird aber versucht das Thema möglichst auf 2020 zu verschieben. Wie der Standard gestern berichtet hat, kommen die erfolgversprechendsten Aussagen von der FPÖ-Gesundheitssprecherin Belakowitsch: Blüten zuerst im klinischen Bereich einsetzen, aber Kostenübernahmen durch Kassen gehören liberalisiert.
Die alten Koalitionspartner ÖVP und SPÖ wollen eine Evaluierung in Deutschland im Jahr 2020 abwarten. Die SPÖ zweifelt zudem an der Wirksamkeit von Cannabis in der Medizin. “Die SPÖ hat eine – mir nicht nachvollziehbare – Abwehrhaltung bei diesem Thema. Kann Sie es nicht verhindern, dann setzt sie auf Verzögern”, kommentiert Peter Kolba, Klubobmann und Gesundheitssprecher der Liste Pilz.
Die NEOS haben zwar im Parteiprogramm die völlige Legalisierung des Kiffens, doch für Schmerzpatienten zieht Abg. Loacker nun die Notbremse: man sehe derzeit zu wenig Evidenz für eine Kostenübernahme durch die Kassen.
“Im Kreise seiner JUNOS lässt sich Strolz als Legalisierer feiern, im Gesundheitsausschuss versuchen die NEOS mit der SPÖ zu verzögern”, stellt Kolba fest. “Die Position der NEOS zeichnet sich durch eine gewisse Beliebigkeit aus: Im Scheinwerferlicht für Liberalisierung, im Gesundheitsausschuss für das Verschieben auf die lange Bank”, kritisiert Kolba.
“Schmerzpatienten setzen auf eine rasche Lösung, zumal nunmehr ausreichend Studien die Evidenz der Schmerzstillung belegen. Man sagt mir zu Recht: ‚Vor welcher Sucht will mich der Staat in meinen alten Tagen noch schützen? Ich will die letzten Lebensjahre möglichst schmerzfrei verbringen‘”, berichtet Kolba. “Ich hoffe nun dennoch auf eine rasche Begutachtung im Ausschuss.”