Offenbarungseid und Allmachtsfantasien führen zu Neuwahlen
Der befremdliche Offenbarungseid des Vizekanzlers wird noch getoppt von der Arroganz eines Kanzlers, der Österreich für seinen Machtanspruch opferte
Nun ist also einer zurückgetreten, der andere in Neuwahlen geflüchtet: Kanzler und Vizekanzler – nachdem Strache sich fast die ganze Nacht mit dem Mastermind der Machtpolitik Sebastian Kurz beraten hat. Für Kurz kommt das HC-Ibiza-Gate zu einem schlechten Zeitpunkt. Seine Inszenierung der Macht geht nicht mehr auf. Viel schlimmer ist: Sein offenbar moralischer Anspruch an eine saubere Politik lässt sich nun nicht mehr aufrechterhalten. Das Kartenhaus einer unmoralischen und gegen die Interessen der meisten ÖsterreicherInnen gerichteten Politik ist zusammengebrochen.
Auch wenn er nun in einer Wahlkampfrede – die sein Rücktritt eigentlich war – behauptet, für Österreich zu arbeiten, so tut er gerade das Gegenteil. Und will es noch weiter tun. Er hält sich für unverzichtbar und will am liebsten die absolute Mehrheit.
Kurz ist selber Schuld
Kurz hat von Anfang an gewusst, auf wen er sich einlässt. Er hat das um der persönlichen Macht willen und um seine Eitelkeit zu befriedigen bewusst in Kauf genommen. Das hat er uns als den neuen Stil verkauft.
Die täglichen Einzelfälle hat er ausgeschwiegen, die braunen Rülpser ausgesessen, die Machtergreifung der Burschenschafter kalmiert. Einmal – ja einmal – hat er ein wenig auf den Tisch geklopft: das Rattengedicht aus Braunau war ihm eine kleine Grenzüberschreitung.
Berauscht von Allmachtsfantasien
Nun bringen also die Allmachtsfantasien seines Vizekanzlers, im Rausch und im Feinripp, seinen Generalplan völlig durcheinander. Weit ist es gekommen mit Österreich. Da werden österreichischen Firmen die Aufträge abgesprochen, da wird das Parteiengesetz umgangen, illustre Namen fallen, die auch bei Kurz in seiner Agenda auftauchen und die Presse soll unter das Joch der Partei geführt werden. Man ist fast versucht zu rufen: Österreich darf nicht Rumänien werden! Welch Ironie, dass wir den EU-Ratsvorsitz an Rumänien abgegeben haben.
Kanzler Kurz muss seit spätestens Donnerstag Bescheid gewusst haben. Denn die von HC Strache im Video genannten Personen und Firmen haben sicherlich unverzüglich zum Telefon gegriffen und die Strache-Affäre an ihn weitergemeldet. Das ist jetzt zwar nur eine Vermutung, aber sehenden Auges hat er offenbar die Bombe platzen lassen – zum vollen Schaden Österreichs.
Hier hilft keine Message-Control mehr.
JETZT geht es um die Würde der österreichischen Demokratie.
JETZT geht es um ein anderes Österreich.
Wir werden zeigen, wie dieses Österreich aussieht.
Der Kanzler kann sich warm anziehen.
Die Arroganz der Macht hat die FPÖ zu Fall gebracht.
Die Arroganz der Macht wird auch Sebastian Kurz und die ÖVP zu Fall bringen.
Gehen wir’s an!