Liste Pilz/Kolba: Sicherheit der Pflege im Alter ist große Herausforderung
Der heutige „Tag der Pflege“ erinnert daran, dass es ein hohes Gut ist, sich darauf verlassen zu können, nach einem arbeitsreichen Leben in Würde und bei guter Pflege alt zu werden. Jeder Mensch muss sich damit auseinandersetzen, wie er oder sie sein Alter gestalten will und kann. Dazu wäre es allerdings wesentlich zu wissen, wie und mit welchen finanziellen Mitteln die Regierung die angekündigte „Pflegereform“ angehen will. An Geld fehlt es nämlich an allen Ecken und Enden.
„Das Wahlzuckerl Pflegeregress löst zunächst einen falschen Anreiz aus: besser ins Heim, um das Vermögen für die Nachkommen zu sichern. Dabei gibt es dafür gar nicht genug Plätze in den Heimen“, moniert Peter Kolba, Gesundheits- und Seniorensprecher der Liste Pilz. „Ich gehe davon aus, dass viele ältere Menschen den nachvollziehbaren Wunsch haben, in den eigenen vier Wänden alt zu werden.“
Irgendwann stellt sich dabei allerdings die Frage, ob eine Versorgung durch die mobilen Dienste wie Caritas, Hilfswerk oder Volkshilfe ausreicht und/oder eine 24-Stunden-Betreuung benötigt wird. Diese 24-Stunden-Betreuung wird derzeit von rund 60.000 Frauen aus Osteuropa ausgefüllt. Diese werden als selbstständige Unternehmerinnen betrachtet, von Agenturen vermittelt, nach Österreich und zurück in ihre Heimat transportiert und in administrativen Belangen unterstützt. Es gibt ein dreiseitiges Vertragsverhältnis: Die Betreuerinnen sind bei den Agenturen unter Vertrag und schließen mit den Pflegebedürftigen ebenfalls Verträge ab. Schließlich zahlen die zu pflegenden auch monatliche Betreuungspauschalen an die Agenturen. Die Betreuerinnen bekommen zwischen 20 und 80 Euro pro Tag, zahlen davon aber noch ihre Sozialabgaben.
Heute ist der Tag der Pflege – und hoffentlich nicht nur der
großen Worte dazu
„Diese Betreuerinnen sind nie und nimmer selbstständige Unternehmerinnen, sondern Scheinselbstständige, die in einem dem Menschenhandel ähnlichen Verhältnis von den Agenturen ausgebeutet werden“, sagt Kolba. „Doch wenn man diesen Missstand beheben wollte, muss man die Förderungen der Pflegebedürftigen deutlich erhöhen, da eine Anstellung der Betreuerinnen bei den Agenturen deren Einsatz deutlich verteuern würde.“
Aber auch der Pflegeberuf an sich gehört deutlich aufgewertet. Imagebildung allein reicht da sicher nicht aus; die Aufwertung muss sich auch in höheren Gehältern niederschlagen. Dazu sollte der Pflegedienst deutlich entbürokratisiert werden.
„Zuwendung während der Pflege ist wichtig, aber nicht messbar. Das funktioniert am besten dann, wenn PflegerInnen ordentlich bezahlt werden und ohne Stress die Pflegehandlungen vornehmen können“, wünscht sich Kolba. „Diese Regierung redet von Sicherheit nur im Zusammenhang mit Reiterstaffeln, Überwachungspaketen und Terrorabwehr. Doch Sicherheit ist bedeutend mehr: dazu gehört auch in Würde und bei guter Pflege altern zu können. Dafür wird die Regierung aber erheblich mehr Geld aufwenden müssen, als bisher vorgesehen.“