Holzinger kontert asozialen Arbeitszeitvorstoß der Regierung
Daniela Holzinger, Sozialsprecherin der Liste Pilz, erteilt dem 12-Stunden-Tag eine klare Absage: „Da haben wir den jüngsten Kanzler der zweiten Republik und dann macht er eine Politik des 19. Jahrhunderts.“ Dass die von der Regierung vorgeschlagenen Regelungen in einigen Branchen bereits gelebte Praxis sein sollen, ist für Holzinger keine Rechtfertigung: „Das Ziel kann nicht sein, den Arbeitnehmerschutz nach unten zu nivellieren. Es ist schon bemerkenswert, wie gekonnt der sonst stets vor ‚Gleichmacherei‘ warnende schwarz-blaue Parlamentsflügel die unterschiedlichen Herausforderungen und Belastungen verschiedener Berufe ignoriert. Es ist höchste Zeit, die rosarote Brille abzunehmen und in den betroffenen Branchen die teils vorliegende Überlastung der Belegschaft zu reduzieren, anstatt eine fragwürdige Regelung auf alle Bereiche auszuweiten.“
Liste Pilz fordert eine 35-Stunden-Woche
Holzinger will den Vorstoß der Regierung daher nicht bloß abwehren, sondern auch kontern: „Viel dringender als eine Flexibilisierung benötigen wir eine Arbeitszeitverkürzung.“ Österreich liegt bei der Wochenarbeitszeit seit langem im europäischen Spitzenfeld und die Zahl der Burnout-Erkrankungen steigt, während hunderttausende Menschen selbst in der Hochkonjunktur keine Arbeit finden. „Arbeit muss fairer verteilt werden. Das darf jedoch nicht zulasten der unteren Einkommen gehen, weshalb wir eine moderate Anpassung auf 35 Wochenstunden, dafür jedoch bei vollem Lohnausgleich fordern.“
Realitätsfremd sind für Holzinger nur jene, die eine solche Forderung für wirtschaftsfeindlich halten: „Der Arbeitnehmerschutz leistet einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der in Österreich vergleichsweise hohen Arbeitsproduktivität.“ Deshalb will sich Holzinger auch nicht weiter vertrösten lassen: „Die letzte Arbeitszeitverkürzung auf 40 Wochenstunden fand in den 70er Jahren statt. Es ist also mehr als überfällig, die Produktivitätsgewinne der Automatisierung und nun der Digitalisierung für die Entlastung der Arbeitskräfte zu nutzen.“ Als Gewerkschaftsforderung wartet die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich im Übrigen schon seit den späten 80ern auf eine Umsetzung.