Kinder endlich in politischen Fokus rücken
Im Jahr 2010 hat die damalige Regierung versprochen, eine Kinderkostenanalyse in Auftrag zu geben. Seither ist nichts passiert. Mit dem Argument, dass die Analyse sehr teuer ist. Die Reform des Unterhaltsgesetzes wurde stattdessen wiederholt mit dem Argument verschoben, dass man erst erheben müsse, was Kinder kosten, da der letzte Warenkorb aus dem Jahr 1964 stamme und in Folge lediglich dem Index angepasst wurde. Der Appell vieler NGOs und Betroffener nach einer Kinderkostenanalyse verhallte ungehört.
Kinderkostenanalyse vorhanden: An die Arbeit, Regierung!
„Ich hielt mich bei der Forderung nach Erstellung einer Kinderkostenanalyse zurück, da ich seit Jahren um die Referenzbudgets der Schuldnerberatung weiß, die die Kosten eines Haushaltes jährlich im Mikrozensusbereich erhebt und im Internet frei zugänglich macht“, erläutert Stern und weiter: „Ich habe den damaligen Justizminister Wolfgang Brandstetter mehrmals darauf hingewiesen, um ihm zu verdeutlichen, dass die teure Erstellung der Kinderkostenanalyse gar nicht notwendig ist, da wir über die Lebenserhaltungskosten bereits Bescheid wissen. Dieser Hinweis wurde nachhaltig ignoriert.“
Deutschland hat jetzt, wie die Keine Zeitung am 24. Februar berichtete, bei der Erhebung der Daten aufgeholt. Eine Studie des Instituts für Handelsforschung in Köln erstellte eine penible Analyse der Kosten, die sich auf Österreich umlegen lassen und sich mit den bisherigen Ergebnissen der Referenzbudgets weitgehend decken.
„Dies zeigt zweierlei: die Blockadehaltung der Politik – speziell ihr Unwillen, sich die Referenzbudgets anzusehen – lässt darauf schließen, dass sie Kinderarmut in einem der reichsten Länder der Welt, mit großer Gelassenheit in Kauf nimmt. Es beleuchtet außerdem die Vorlieben unserer Regierungen, Menschen, die keine annähernd so starke Lobby haben wie beispielsweise die Industrie, die Arbeiter und Angestellten oder die Bauern, zu ignorieren. In diesem Fall von Armut betroffene Kinder“, erläutert Stern und weiter: „Dem kann jetzt ein Ende bereitet werden. Die Zahlen liegen auf dem Tisch. Es gibt keine Ausreden mehr. Weder bei der Sicherung des Unterhaltes, noch bei der Mindestsicherung, noch bei der Notwendigkeit, kostenlose Betreuungsplätze auch weiterhin zur Verfügung zu stellen und auszubauen. An die Arbeit, Regierung.“