Maria Stern: Eine lange Geschichte, die noch nicht zu Ende ist.

Drei Jahre Frauenvolksbegehren

Der Anruf von Lena Jäger erreichte mich damals zwischen zwei Unterrichtsstunden. Ihre Frage, ob ich Sprecherin des Frauenvolksbegehrens sein will, beantwortete ich mit einem lauten Ja. Meine Schülerinnen freuten sich mit mir.

Es war schön, zu sehen, wie viele kluge Frauen sich an vielen Orten zusammen setzten, um die Ist-Situation zu analysieren, Punkte abzuwägen (50 standen da mal auf einer Liste…) und eine gemeinsame Sprache zu finden. Unzählige Stunden Arbeit. Die Komplexität der Materie auf der einen, der Konsens über das Wesentliche auf der anderen Seite und das Bewusstsein darüber, mit welcher Leichtigkeit grundlegende Verbesserungen möglich wären, gab großen Aufwind.
Wir wussten, dass die Aufgabe groß und die Widerstände heftig sein würden und wir wussten, dass es immer Frauen und Männer wie wir gewesen sind, die die Welt zu einem gerechteren Platz gemacht hatten, unter großem, persönlichen Einsatz.

Es kam anders. Ich legte meine Funktion in dem Moment zurück, als ich meine Kandidatur bei der Liste Pilz bekannt gab. Das war die erste Irritation. Die zweite folgte bei der vorläufigen Nichtannahme des Mandats von Peter Pilz. Die dritte und heftigste, als ich auf mein Mandat verzichtete. Trotzdem: jedes Mal gelang es, einen Konsens herzustellen. Das ist Lena Jäger zu verdanken, die nie das Ziel aus den Augen verlor. Wir haben uns immer und immer wieder zusammen gestritten. Wissend, wie die Machtkonstellationen aussahen und sich täglich nach Rechts verschoben. Die Ohnmacht, die Zuversicht, das tägliche Arbeiten an einer menschlicheren Zukunft blieben der Rückzugsort im turbulenten Tagesgeschäft. Und der Respekt. Was Lena in den drei Jahren stemmte, ist unbeschreiblich.

Die politische Entwicklung in Österreich hingegen versank täglich mehr im Treibsand. Wir wussten noch immer, mit welcher Leichtigkeit grundlegende Verbesserungen möglich wären und standen mitten im Backlash, dessen Dummheit und Schwere wir auch mit Wein und lautem Lachen bekämpften.

Nie werde ich vergessen, wie Lena und ich in der letzten Stunde des Eintragungstages um die letzten Unterschriften kämpften: viele Menschen kamen gerade beschwingt vom Amt, andere begleiteten wir noch schnell hin. Die Straßenmusik spielte wie bestellt in der Dunkelheit. Lena singt genauso gerne wie ich.

Gestern war also das letzte Hearing des Gleichbehandlungsausschusses im Plenarsaal des Parlaments. Wir waren weiß gekleidet, die Farbe des Widerstands in Afrika und der Suffragetten. Es war festlich. Das Plenum wurde zum Ort der sachlichen Vision. Eine brillante Rednerin nach der anderen. Bei den meisten dachte ich mir, dass sie Abgeordnete sein oder auf der Regierungsbank sitzen sollten. Die sogenannte Frauenministerin war nicht da. Die sogenannte Sozialministerin auch nicht. Schade, sie hätten viel lernen können.

Das ernüchternde Ergebnis: nur der grottenschlechte, unpräzise Wischiwaschi-Antrag der FPÖ fand eine Mehrheit.

Ich weigere mich, Abschied vom Frauenvolksbegehren zu nehmen. Wir sind so lange gegangen, mal nebeneinander, mal miteinander, und haben unsere Ziele noch lange nicht erreicht!

Maria Stern

Dr. Bernhard Seidel

 „Das ernüchternde Ergebnis: nur der grottenschlechte, unpräzise Wischiwaschi-Antrag der FPÖ fand eine Mehrheit.

Ich weigere mich, Abschied vom Frauenvolksbegehren zu nehmen. Wir sind so lange gegangen, mal nebeneinander, mal miteinander, und haben unsere Ziele noch lange nicht erreicht!“

Maria Stern, Parteiobfrau JETZT

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