Kamine und Kachelöfen als Dreckschleudern

Holzbefeuerte Kamine und Kachelöfen haben sich als Dreckschleudern herausgestellt – besonders dann, wenn sie falsch gebaut und mit einem minderen Wirkungsgrad ausgestattet sind.

Axel Friedrich, ehemals Abteilungsleiter im deutschen Umweltbundesamt und heute pensionierter Chemiker und Sachverständiger der Deutschen Umwelthilfe hat nicht nur das Abgasverhalten von Autos, sondern auch die Schadstoffbelastung von holzbefeuerten Kamin- und Kachelöfen nachgemessen. Sein Ergebnis: Die maximale Belastung der Umwelt – also der Nachbarn – entsprach der an einer stark befahrenen Straße; und das bei einem neuen Modell, das die Grenzwerte einhalten müsste, die seit 1.1.2015 in Deutschland gelten.

Feinstaub und Stickoxide

Die Abluft aus dem Rauchfang enthält das gesundheitsgefährdende Stickoxid (NOx), CO (Kohlenstoff) als eine Ursache für den Klimawandel und Feinstaub, der – besonders bei kleinen Partikeln – extrem gesundheitsschädlich ist. Gerade bei älteren Anlagen ist das eine besondere Gefahr und deshalb sollten diese – nach den deutschen Vorgaben – stillgelegt oder saniert werden. Doch es gibt großzügigste Übergangsfristen. In Österreich fehlen Regelungen zur Nachrüstung alter Kamine und Kachelöfen überhaupt. Aber nicht nur die Abluft aus dem Rauchfang stellt ein Umweltproblem dar. Auch die Feinstaubbelastung in den beheizten Räumen steigt um ein Vielfaches an.

Höhere Grenzwerte in Österreich

In Österreich ist die Zulassung und Überprüfung von Kleinfeuerungsanlagen Landessache. Es gibt zwar eine Vereinbarung der Länder nach § 15a B-VG, doch letztlich gelten in allen Bundesländern verschiedene Landesgesetze. Was auffällt ist, dass man in Österreich höhere Grenzwerte zulässt, als in Deutschland: In Österreich dürfen 1100mg/MJ CO emittiert werden, in Deutschland dagegen nur noch 868 mg/MJ CO.

Entsprechend der Landesgesetze darf der Hafner bei einem ortsfest gesetzten Ofen den Nachweis der Erfüllung der Grenzwerte selbst bestätigen und das Typenschild selbst ausstellen. Zwar messen die Rauchfangkehrer jährlich die Abgase der Anlage, doch sind – so Axel Friedrich gegenüber der Frankfurter Rundschau – die Messgeräte wenig genau und erlauben Abweichungen von bis zu 50 Prozent.

Schlampig errichtet geht gar nicht

„Es dürfte in Österreich wenigen Menschen bewusst sein, welche Dreckschleudern holzbefeuerte Kamine und Kachelöfen sein können – insbesondere, wenn sie schlampig errichtet wurden. Die Länder sind daher aufgefordert, eine unabhängige Überprüfung bereits beim Aufstellen der Anlage vorzusehen und – für alte Anlagen – Nachrüstungen vorzusehen. Es geht schließlich um die Gesundheit der Menschen und die Abwendung des Klimawandels für kommende Generationen,“ sagt Peter Kolba, Leiter des Teams Bürgerrechte von JETZT – Liste Pilz, an den Beschwerden von Kachelofenbesitzern herangetragen wurden. Einige Konsument*innen kämpfen auch vor Gerichten und bei der Staatsanwaltschaft gegen die vermeintlichen Missstände. Vier Anzeigen liegen noch bei der Staatsanwaltschaft Salzburg und sind anhängig. Die Liste JETZT hat Justizminister Moser gefragt, weshalb die Staatsanwaltschaften in diesen Fällen untätig bleiben. Die Antworten stehen noch aus.