Holzinger/Liste Pilz: Schluss mit dem Menschenhandel in der Pflege

„Da hat man in Österreich jahrelang zugeschaut, wie ein System entstanden ist, das dem Menschenhandel schon recht nahe kommt“, kommentiert Daniela Holzinger, Gesundheitssprecherin der Liste Pilz, den Rechnungshofbericht zur Förderung der 24-Stunden-Betreuung in Oberösterreich und Wien. Für Holzinger gehen die Forderungen des Rechnungshofs allerdings nicht weit genug. Die primär von Migrantinnen getragene Branche weist Strukturen auf, die dem Menschenhandel nahekommen: „Die Betreuerinnen werden durch Knebelverträge der Betreuungsagenturen de facto entrechtet, mit organisierten Zwangstransporten nach Österreich und wieder zurückgeschafft und kommen dabei auf einen Stundenlohn von mitunter nicht einmal zwei Euro“, fasst Holzinger die aktuelle Situation aus ihrer Sicht zusammen.

Gesundheitssprecherin der Liste Pilz fordert Anstellung der 24-Stunden-Kräfte und eigene Ausbildung

 

Eine Gesellschaft, die ein Altern in Sicherheit und Würde in der gewohnten Umgebung der Betroffenen möchte, muss ein entsprechendes System auch finanzieren. „Die Pflege ist eine Zukunftsbranche. Wir müssen hier anständig bezahlte Jobs und seriöse Ausbildungsmöglichkeiten schaffen“, meint Holzinger. Die Trennung zwischen Pflege und Betreuung mag akademisch interessant sein, in der Praxis übernehmen die Betreuungskräfte aber immer auch pflegerische Tätigkeiten, ohne dass sie dafür ausgebildet werden. „Die Hausbesuche von diplomierten Pflegekräften, die der Rechnungshof empfiehlt, können nur eine Übergangslösung sein. Auch die 24-Stunden-Betreuerinnen brauchen eine anständige Ausbildung – in ihrem eigenen Interesse, aber auch in dem der Familien, die sie beschäftigen“, kommentiert Holzinger die Rechnungshof-Empfehlungen.

„Ich fordere hier eine ehrliche und aufrichtige Diskussion. Es muss Schluss damit sein, dass wir heimlich darauf spekulieren, Frauen aus der Slowakei, aus Bulgarien, aus Rumänien und vom Balkan auszubeuten, um unsere Pflege aufrecht zu erhalten. Es führt kein Weg daran vorbei, die 24-Stunden-Betreuerinnen müssen ordentlich angestellt werden und eine solide Grundausbildung erhalten. Die Zusatzkosten haben wir alle zu tragen. Ich kann mir kaum eine sinnvollere Ausgabe von Steuermitteln vorstellen als ein Altern in Würde für alle Menschen zu ermöglichen“, sagt Holzinger.