Cox: Debatte um den 12-Stunden-Tag greift zu kurz

Für Stephanie Cox, Bildungs- und Digitalisierungssprecherin der Liste Pilz, greift die Debatte um den 12-Stunden-Tag zu kurz. Sie bezeichnet den aktuellen Vorstoß der Regierung als reine Symptombekämpfung, allerdings mit unverantwortlichen Risiken und Nebenwirkungen. „Der moderne wirtschaftliche Alltag verlangt vielen von uns eine höhere Flexibilität ab und gerade die Digitalisierung schafft hier neue Möglichkeiten. Doch diese Flexibilität kann rasch ungesunde und unvernünftige Ausmaße annehmen, beispielsweise durch eine ständige Erreichbarkeit. Hier muss das Wohlergehen der Bürgerinnen und Bürger für den Staat höchste Priorität haben.“ Cox sorgt sich vor allem um das wachsende Phänomen der Selbstausbeutung. „Selbstausbeutung ist ein Problem, das sich nicht nur auf die Kreativbranche, den Sozialbereich oder auf selbstständig Arbeitende beschränkt. Sie findet überall dort statt, wo die Wahl über die Arbeitszeit scheinbar autonom erfolgt, die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes die Entscheidung aber bereits vorwegnimmt.“

Liste Pilz fordert 35-Stunden-Woche

 

In einem solchen Spannungsfeld wird laut Cox nicht nur die Gesundheit zu kurz kommen, sondern auch die Aus- und Weiterbildung: „Gerade in Zeiten, in denen wir lebenslanges Lernen fordern, müssen wir den Menschen auch die Möglichkeit dafür geben. Eine Diskussion zur Arbeitszeitverkürzung ist daher dringend notwendig, um uns für die Herausforderungen der Digitalisierung zu rüsten – auch wenn es differenziertere Betrachtungsweisen und unterschiedliche Modelle für verschiedene Branchen braucht. Wenn wir wollen, dass sich Menschen weiterbilden, dann müssen wir ihnen auch die Zeit dafür einräumen.“ Doch Zeit alleine ist nicht genug: „Um wirklich frei entscheiden zu können, benötigen Menschen auch ein gewisses Maß an sozialer Sicherheit, welches der Arbeitnehmerschutz gewährleisten muss.“ Mit der von der Regierung zugesagten Version von Freiwilligkeit will sich Cox nicht zufriedengeben: „Wer mir ‚take it or leave it‘ als freien Willen verkaufen will, teilt meine Vorstellung einer liberalen Gesellschaft offensichtlich nicht. Um selbstbestimmte Entscheidungen treffen zu können, braucht es ausgeglichene Verhandlungsverhältnisse.“